Offene Briefe an Schallenberg und Kogler in Sachen Ischgl

„Runder Tisch“ nach Abgang von Kurz als Verursacher des Abreisechaos

Die Welle der Amtshaftungsklagen gegen die Republik Österreich rollt. Inzwischen sind mehr als 20 Klagen beim Landesgericht für Zivilrechtssachen anhängig. Diese Klagen wurden notwendig, da Ex-Kanzler Kurz auf den Vorschlag eines „Runden Tisches“ nicht einmal geantwortet hatte.

Kurz war aber auch persönlich in das Multiorganversagen der Behörden involviert. Er hat den Vorschlag des Landeshauptmannes Platter, die Wintersaison am Wochenende 13.3. – 15.3. 2020 in Ruhe zu beenden abgelehnt und – selbst dafür unzuständig – statt dessen die sofortige Quarantäne des Panznauntales und von St. Anton gefordert. Am 13.3.2020 hat Kurz dann in einer Pressekonferenz der Bundesregierung um 14.00 erklärt, das Paznauntal und St. Anton seien ab sofort isoliert. Davon konnte keine Rede sein.

Kurz löste damit eine völlig unkontrollierte Abreisewelle von Urlaubern und Personal aus Ischgl aus. In den engen Fahrzeugen und Bussen – die stundenlang unterwegs waren – infizierten sich jene, die bislang nicht infiziert waren und die Infizierten wurden auf ganz Europa verteilt.

„Kurz als Täter hatte offenbar kein Interesse, dass das an einem „Runden Tisch“ aufgearbeitet wird,“ vermutet Peter Kolba, Leiter des Verbraucherschutzvereines (VSV).

„Wir haben daher heute an den neuen Bundeskanzler Schallenberg und den Vizekanzler Kogler erneut einen offenen Brief geschrieben und den Vorschlag eines Runden Tisches nochmals gemacht. Denn es wäre sowohl im Interesse der Geschädigten, als auch des Tiroler Tourismus, einen Schlussstrich unter diese Ereignisse zu ziehen, die Ischgl in der ganzen Welt als Corona-Hot-Spot bekannt gemacht haben.“

Vizekanzler Kogler hatte – offenbar um den Fehler von Kurz zu decken – bereits am 1.4.2020 in einem Interview mit der Zeitung „Die Zeit“ zu Ischgl formuliert: „Bei der Tiroler Anordnung der Quarantäne ist es aber jedenfalls zu einem Versäumnis gekommen. Da wurden alle Nicht-Tiroler dazu aufgefordert, das Land zu verlassen. Doch es wurde nicht mitverordnet, dass diese sich in Heimquarantäne begeben müssen. Tirol hat nur verlautbart: Alle raus. Das führte dann natürlich zu Ansteckungen an den Zielorten. So kam es, dass ausgerechnet in den großen Wiener Krankenhäusern die Infektion durch Personal verbreitet wurde, das in Tirol auf Urlaub war. Das hätte man verhindern können.“

„Nun ist Kogler aus der Umarmung von Kurz befreit und könnte sich für eine Aufklärung einsetzen. Die Opfer erwarten nämlich vor allem, dass Verantwortung übernommen wird, dass man sich bei Ihnen entschuldigt und dass auch Schadenersatz für zum Teil große Schäden (Tod, Koma, Long-Covid) angeboten wird,“ sagt Peter Kolba.

Service: Die offenen Briefe sind auf https://www.verbraucherschutzverein.eu/dokumente/  veröffentlich.