Gewesslers Statistik-Tricks bei NOx-Bilanz

34.000 Tonnen illegale Dieselabgase aus Statistik gestrichen

Wien (OTS) – Als Folge des Diesel-Abgasskandals wurden in Österreich im Jahr 2019 gigantische 34.000 Tonnen giftiges Stickoxid (NOX) zusätzlich in die Luft gejagt. Statt diese schädlichen Schadstoff-Emissionen im echten Leben zu reduzieren, beschränkt sich die Umweltministerin darauf, diese gigantische Zusatzmenge aus der Statistik verschwinden zu lassen – mit Zustimmung der EU. Damit kann Österreich die erlaubte Emissions-Höchstmenge von 103.000 Tonnen Stickoxid einhalten und braucht keine Strafen zu zahlen.

„Von einer grünen Umweltministerin hätte man sich reale Maßnahmen wie Hardware-Nachrüstungen für Betrugsdiesel erwartet oder rechtliche Schritte gegen die deutsche Zulassungsbehörden, aber keine scheinheiligen Zahlenspiele“, kritisiert Dr. Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereins (VSV). „Während der VSV vor deutschen Gerichten für österreichische VW Geschädigte erfolgreich Schadenersatz erkämpft, tun Generationen Verkehrsministern und so auch Gewessler nichts gegen die betrügerische Autoindustrie.“

Zurück zum Schwund der Schadstoffe in der Statistik, der keineswegs illegal ist. Denn Österreich hatte gegenüber der EU-Kommission „die mangelnde Wirksamkeit der auf EU-Ebene erlassenen Kfz-Vorschriften“ geltend gemacht und für NOX deswegen „Vorschläge zur Anpassung von Emissionsdaten“ beantragt. (https://www.umweltbundesamt.at/news200225/stickoxid-emissionen)

Banal übersetzt: Österreich könne ja nichts dafür, dass Dieselautos mit viel zu hohen Schadstoffemissionen zugelassen worden seien und will die dadurch verursachten zusätzlichen Schadstoffmengen weg haben aus der Statistik. Die EU-Kommission stimmte dieser Argumentation zu.

Im Detail, wie 144.000 Tonnen Stickstoff-Emissionen auf 87.000 Tonnen im Jahr 2019 geschmolzen sind.

144.000 Tonnen Abgas (NOX) wurden 2019 in Österreich insgesamt in die Luft gejagt, durch Autos, Landwirtschaft, Industrie usw. Davon wurden 13.500 Tonnen wegen des „Tankexports“ abgezogen. Das ist gut nachvollziehbar. Immerhin tanken viele PKWs und Lkws noch in Österreich voll, bevor sie über die Grenze fahren und im Ausland die NOX-Emissionen in die Luft blasen. Bei der Berechnung der NOX-Emissionen (sie werden nicht gemessen, sondern hochgerechnet) geht man zunächst von der Sprit-Menge aus, die im Inland verkauft wurde. Will man die im Inland in die Luft gejagten NOX-Emissionen wissen, muss man diesen Tankexport logischerweise abziehen.

Damit sind wir bei 130.500 Tonnen NOX-Emissionen. Jetzt werden jene 34.000 Tonnen NOX weggewischt, die durch den Abgasskandal zustandegekommen sind.

„Das ist eine gigantische Menge an schädlichen Abgasen, fast die Hälfe aller Verkehrsemissionen“, so Dr. Kolba. Damit gelingt es, die heimischen NOX-Emissionen auf 96.500 Tonnen zu drücken, also unter die erlaubte Höchstmenge von 103.000 Tonnen.

Der statistische Schwund geht noch weiter: Auch im Agrarsektor gibt es nachträgliche Korrekturen nach unten, sodass Österreichs NOX-Emissionen auf 87.000 Tonnen schmelzen.

Doch nicht nur das Jahr 2019 wurde statistisch korrigiert. Die Revision der NOX-Emissionen erfolgte bis ins Jahr 2010 zurück. Zählt man alle bisherigen Korrekturen dieser letzten 10 Jahre zusammen, sind es gigantische 436.000 Tonnen, die mit einem Federstrich gestrichen wurden.

„An der realen Belastung von Mensch, Umwelt und Tieren hat sich dadurch kein Strich geändert,“ sagt Kolba. „Umweltschutz durch Schönrechnen ist aber einer grünen Ministerium unwürdig.